Rebell: Gläserne Stille (German Edition) by Mirjam H. Hüberli

Rebell: Gläserne Stille (German Edition) by Mirjam H. Hüberli

Autor:Mirjam H. Hüberli [Hüberli, Mirjam H.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Drachenmond Verlag
veröffentlicht: 2017-03-24T23:00:00+00:00


10

Freund oder Feind – das ist hier die Frage

Eisblaue Haarspitzen. Sie tanzen in der leicht zerzausten Hochsteckfrisur und die rabenschwarzen Augen hinter der großflächigen Maske schimmern tückisch.

Ich muss zweimal hinsehen, bis ich mir sicher bin, mich nicht geirrt zu haben. Aber meine Sinne haben mich nicht getäuscht, auch zuvor nicht. Zwar war die Begegnung im Ballsaal nur flüchtig, so flüchtig wie die Berührung eines transparenten Libellenflügels, aber dennoch: Mein Herz hat sie auf Anhieb erkannt.

»Alexia?«

Dieser Ausruf des Erstaunens kommt nicht von mir. Ohne zu zögern, stürzt Bo auf das Mädchen zu, nur ich kann nichts anderes tun, als sie entgeistert anzustarren.

Wie ist das möglich? Ein Vulkan voller Pessimismus bricht in mir aus. Ungläubigkeit, Argwohn, Bedenken, Zweifel, Vorsicht, Vorbehalt, Wachsamkeit, ja sogar Misstrauen. Gefühle, die mir nicht sonderlich behagen und die ich dennoch nicht leugnen kann. Sollte ich nicht in erster Linie Erleichterung verspüren, dass Alexia augenscheinlich den Fängen der Patrouille entkommen ist – so wie Bo?

»Alexia, dir geht’s gut«, bemerkt er freudig und mit einem Lächeln im Gesicht, das bis zu seinen Augen strahlt. Überwältigt von seinen Gefühlen schlingt er seine Arme um Alexia und drückt sie fest an sich.

»Was machst du hier?«, höre ich mich fragen und es ist alles, was ich zu der Wiedersehensfreude beisteuere. Es wirkt völlig deplatziert und ich hasse mich selbst dafür. Misstrauen schwingt in meinen Worten. Es gilt nicht direkt ihr, na ja, eigentlich doch, aber in erster Linie der Gesamtsituation. Zu sehen, dass Alexia wohlauf ist, tut unendlich gut. Gleichzeitig flackert die Erinnerung an den letzten Blickwechsel mit ihr auf, damals, als die Patrouille sie erwischte. Nackte Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Angst vor dem, was nun auf sie zukommen wird. Angst vor dem, was nun mit ihr geschehen wird.

Und jetzt steht sie vor uns.

Wie konnte Alexia die Bildillusion der Wendeltreppe überwinden? Und wie verdammt hat sie uns hier gefunden? Ich komme nicht umhin, meinen Unglauben in Form eines Kopfschüttelns zum Ausdruck zu bringen.

Kurz huscht ihr Blick zu mir, besser gesagt zu dem, was sich auf meinem Kopf befindet. Ihr Diadem.

Zwei Fragen drängen sich mir auf: Wie ist es möglich, dass Alexia unversehrt aus allem herauskam? Und was fast noch wichtiger ist: Warum kehrte sie nicht zu den Rebellen zurück?

»Geht’s dir wirklich gut?« Bo schiebt sie ein gutes Stück von sich weg und unterzieht sie einer Musterung.

Alexia nickt und ihre eisblauen Haarspitzen wippen verspielt auf und ab. »Ja, alles okay.«

Meine Frage schwebt unbeantwortet über unseren Köpfen, also stelle ich einfach mal die nächste: »Wie hast du uns gefunden?« Immer noch ist eine skeptische Note herauszuhören und diesmal erreicht sie auch Bos Gehirnwindungen, denn ich sehe, wie er kurz die Stirn in Falten legt. Nichtsdestotrotz folgt auch darauf keine Reaktion.

»Bin ich froh, dass es dir gut geht. Wie hast du es bloß geschafft, der Patrouille zu entkommen?« Bos skepsislose Erleichterung ist beinahe greifbar.

»Nicht jetzt«, entgegnet Alexia und schüttelt erneut heftig ihren Kopf. »Dafür ist keine Zeit. Ihr müsst so schnell wie möglich von hier abhauen! Lord Lempkis Gefolgschaft könnte jeden Moment kommen!«

Ich höre die Dringlichkeit, höre die Bedrohung, aber ich muss es wissen und wage einen dritten Anlauf.



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